Johannes de Capuas Übersetzung des Directorium humanae vitae (oder: Fabeln des Bidpai) ist ein faszinierendes Stück Weltliteratur. Die Sammlung orientalischer Fabeln basiert auf der altindischen Fabeldichtung Pañcatantra (wohl 3. Jahrhundert v. Chr.). Es handelt sich ursprünglich um einen Fürstenspiegel, in dem am Beispiel menschlich handelnder Tiere Lebensklugheit und moralisch-politisches Verhalten vermittelt werden. Die oft sehr unterhaltsamen Fabeln sind zum Teil auch aus anderen Quellen bekannt, z.B. Aesop. In der europäischen Literatur hatte Johannes de Capuas Version direkten Einfluss u.a. auf die Gesta Romanorum, Boccaccios Decamerone und La Fontaines Fables. Anton von Pforr († 1483) übersetzte das lateinische Werk um 1470 ins Deutsche.
Die vorliegende Edition ist die erste gedruckte Ausgabe in jedweder Sprache. Tatsächlich erschienen sieben deutsche Ausgaben, bevor die lateinische Originalfassung erstmals gedruckt wurde (ca. 1489). Unser Buch ist mit 128 eindrucksvollen Holzschnitten illustriert. Die lebendigen und oft komischen Darstellungen schreibt man einem Ulmer Künstler zu.