Diese Miniatur stammt aus einem Stundenbuch und leitete dort die Busspsalmen ein. Sie zeigt den büssenden König David, der in einer Eingangshalle kniet, seine Harfe liegt auf einer Bank, im Hintergrund ist eine flämische Stadt zu sehen. Diese Szene ist von einer Bordüre umgeben, in der zwei Episoden aus dem Leben des jungen David in einer Landschaft gezeigt werden: Davids Kampf gegen einen Löwen und gegen einen Bären.
Randszenen kommen in den Bordüren der Gent-Brügger Schule recht häufig vor. Am Ende des 15. Jahrhunderts experimentierten flämische Künstler mit der illustrierten Seite und veränderten ihr Erscheinungsbild, indem sie strukturelle und räumliche Neuerungen einführten.
Die vorliegende Miniatur kann dem Atelier von Simon Bening zugeschrieben werden, einem der berühmtesten Buchmaler in Flandern. Die Technik von Bild-im-Bild-Darstellungen und dreidimensionalen Rahmungen wurde von Bening in höchstem Masse verfeinert und perfektioniert. Der Künstler lässt ausserdem sein grosses Interesse an Landschaft und Natur erkennen. Sein Ruhm war weitreichend und seine Werke wurden in ganz Europa begehrt, von allen, die Gefallen (und die Mittel) hatten, die bemerkenswertesten Illuminationen zu erwerben, die zu haben waren.