Das Werk des Nürnbergers Nikolaus Glockendon (um 1490/95-1533/34) gilt allgemein als eines der Meisterwerke deutscher Renaissancekunst. Er war der führende deutsche Buchmaler seiner Generation und gehörte zu einer Nürnberger Künstlerfamilie, die mindestens über drei Generationen hinweg in der Buchmalerei und anderen künstlerischen Medien tätig waren. Er war berühmt für sein Talent im Umgang mit Farben und bewirkte einen feierlichen Eindruck durch Schattierung, Goldhöhungen und leuchtende Farbtöne. Den Stellenwert seiner Miniaturen kann man am künstlerischen Umfeld von Nürnberg ermessen, genauer im Umkreis von Albrecht Dürer, dessen Kleine Holzschnittpassion die Vorlage für unsere Miniaturen bildet. Verglichen mit Dürers Holzschnitten gestaltete Nikolaus Glockendon seine Figuren etwas fülliger und seine runderen Gesichter haben eine weichere Physiognomie. Er verwendete eine breite Auswahl expressiver Farben in raffinierter Abstufung und ergänzt durch feine Schraffur. Dürers Signaturmarke AD auf zehn der Miniaturen wurde aber vermutlich erst später im 16. Jahrhundert hinzugefügt.