Artworks
Die schnelle Entwicklung der Pariser Universität und die im frühen 13. Jahrhundert aufkommenden Aktivitäten von Dominikaner- und Franziskanerpredigern verlangten nach einer einheitlichen Fassung der Bibel. In Zusammenarbeit mit den theologischen Magistern der Pariser Schulen entstand in den professionellen Schreiber- und Buchmalereiwerkstätten eine Standardversion der Bibel in einem Band, später auch „Pariser Bibel" genannt. Bevor die Pariser Bibel um 1230 ihre endgültige Gestalt erhielt, gab es eine Reihe von Bibelhandschriften, die in einer Art Experimentierphase schon auf die neue Version hindeuten. Dazu gehört auch das vorliegende Exemplar. Unsere Handschrift repräsentiert einen Übergangszustand in der Entwicklung von Text und Layout, Illumination und Format.
Jedes der biblischen Bücher wird von einer prächtigen historisierten Initiale eingeleitet, während die Prologe meist mit ornamentierten Initialen beginnen. Der Buchschmuck dieser Handschrift ist außergewöhnlich sorgfältig und detailliert; er ist einer der berühmtesten Pariser Buchmalerwerkstätten der Zeit zuzuschreiben, die auch die sogenannte Wiener Bible moralisée (Wien, ÖNB, ms. 2554) geschaffen hat. Die reiche Dekoration des Buches lässt einen wichtigen Stifter und Bestimmungsort vermuten, der jedoch bisher nicht bekannt ist.